Blog

Jagd auf Mufflon

Autor: Datum: 20.01.2020

Das Europäische Mufflon (Ovis orientalis musimon) stellt die westlichste und kleinste Art der Subsezies Mufflon dar. Ursprünglich von den mediterranen Inseln Koriska und Sardinien stammend, wurden Mufflons im 19. und 20. Jahrhundert in vielen anderen Regionen Europas ausgewildert. Dank der hohen Anapssungsfähigkeit und der strikten Jagdgesetze in Europa, wächst die Population konstant. Die urspünglichen Bestände auf den genannten Inseln leiden arg durch Bastardisierung mit Hausziegen, was das Vorhandensein anderenorts noch wichtiger werden lässt. Bis heute sind Muffel die einzigen in Europa jagbaren Shafarten (mit der Ausnahme von Mähnenspringern in Spanien und Kroatien). Muffel sind Augentiere und sehen entsprechend gut. Die Pirsch auf diese kleinen, aufmersamen Schafe, nur mit einem Gewehr auf dem Rücken und vielleicht einem Zielstock in der Hand, ist wahrlich herausfordernd. Jeder Jäger sollte diese schöne Herausforderung zumindest einmal im Leben auf sich nehmen.
Für mich gibt es nur eine Art wie Wildtiere leben sollten: wild, frei, ohne Zäune oder Zuchtprogramme. Muffel sind die am häufigsten bejagte Art von Bergtieren in Europa und sie kommen in den unterschiedlichsten Lebensräumen und Geländeformationen vor: Die Spanne reicht von dichten Wäldern bis hin zu schroffen Felslagen. Ich habe großes Glück jagdliche Verbindungen in einer gebirgigen Ecke Mitteleuropas zu haben. In diesem wunderbaren Gebiet gibt es Berge, Täler, Flüsse und einen sehr alten Baumbestand an Eichen, Buchen und Robinien. Die letzten zehn Jahr durfte ich fast jährlich in diesem jagdlichen Paradies waidwerken. Die besten Zeiten im Jahr sind Mitte September und  zur Rothirschbrunft im November.
Januar ist auch eine gute Zeit, vorausgesetzt es hat geschneit, was die Widder dazu bewegt in Widderrudeln in tiefere Lagen zu ziehen. Diese Tage bieten – je nach Wetter – großartige Erlebnisse mit Anblick von 25 oder mehr Widdern je Rudel – oder eine große Enttäuschung und Null Anblick! Es war an einem 22. September, am letzten Tag unserer Reise und kurz vor der Rückfahrt zum Flughafen. Wir waren müde nach 10 Tagen harter Jagd, in denen wir mehr als 150 Kilometer hinter Widdern und Rothirschen hergelaufen waren. Da mein Jagdfreund bereits zwei gute Hirsche erlegt hatte, waren wir ohnehin sehr zufrieden und wollten es nur noch ein letztes mal auf Mufflon versuchen.
Wie so oft bei der Jagd, wenn alles gegen einen steht, das Wetter zu warm ist, das Laub zu laut raschelt, der Wind laufend wendet und das Gewehr immer schwerer wird – passieren Wunder! Ich glaube fest daran, dass man seinen Widder mit Geduld, harter Arbeit und etwas Glück erbeuten muss. Nicht mit der Kugel allein. Als wir uns auf den Rückweg zum Auto machten, querten wir gegen Ende unseres rund vierstündigen Pirschgangs ein Tal. Ich sah zufällig einen Hügel hinauf und entdeckte einen weißen Punkt. Sofort erhöhte sich meine Herzfrequenz merklich! Ich wusste, dass dies nur der Sattelfleck eines Mufflos sein konnte. Der Blick durch Fernglas gab Gewissheit: ein alter Widder mit abgestoßenen Hornspitzen!
Die Schießstöcke auszuklappen, die Waffe in Anschlag zu bringen und letztlich langsam abzuziehen, waren Eins. Der Schuss hallte durchs Tal und bannte den alten Burschen an Ort und Stelle. Obwohl der Widder sich nicht mehr rührte, warteten wir, da Muffelwild allgemein als sehr schusshart gilt.Ein zweiter Schuss war allerdings unnötig. 10 Schritte, 20 Schritte…100…180 – ich war am Ziel eines langen Traums! Vor mir lag mein „Lebenswidder“. Die Alterszählung ergab ein Alter von mindestens 8 Jahren. Ein einsamer alter Kämpfer mit vielen Narben und Kratzern. Sicherlich hatte er die letzten Kämpfe mit einem jüngeren Widder verloren, weshalb er nun auch allein zog. Dieser Mufflon war ein wahres Geschenk am letzten Tag einer wunderbaren Jagdreise…! (Mark @adventures.bound)

Zum Seitenanfang